Muckefuck, Malzkaffee und Co.
Haben Sie das Wort Muckefuck schon einmal gehört? Nein? Das macht nichts, denn es ist schon etwas älter und stammt aus der Zeit, als Bohnenkaffee als Luxusgut galt und die Kaffeefiltermaschine noch nicht erfunden wurde. Die Geschichte von Muckefuck und Co. begann bereits in der Antike, erreichte aber zu Zeiten von Napoleon einen neuen Grad der Bekanntheit. Zuvor hatte bereits Friedrich der Große mit seinem Kaffeemonopol die Suche nach einer Kaffee-Alternative angeregt. Eine hohe Besteuerung des aromatischen Getränkes löste einen wahren Massenschmuggel aus und ebnete den Weg für die erste Zichorien-Fabrik. Aber fangen wir von vorne an.

Was ist Muckefuck?
Muckefuck ist ein Aufgussgetränk, welches dem Kaffee sowohl geschmacklich und farblich sehr ähnlich ist. Jedoch enthält dieser Aufguss kein Koffein. Ein anderes Wort für Muckefuck ist Kaffee-Ersatz oder Ersatzkaffee.
Für die Herkunft des Wortes Muckefuck gibt es zwei mögliche Erklärungen:
1) Das Wort leitet sich aus dem Rheinisch vom braunen Holzmum „mucken“ und dem Wort faul „fuck“ ab und bezeichnet einen dünnen und schlecht schmeckenden Kaffee. 2) Es ist die eingedeutschte Variante des französischen „mocca faux“, was falscher Kaffee bedeutet. Jedoch gibt es den Begriff in Frankreich eigentlich gar nicht. Daher gilt die erste Variante als die wahrscheinlichste.

Welche Ersatzstoffe wurden für Muckefuck verwendet?
Der Herstellungsprozess von Ersatzkaffees ähnelt der Herstellung von gemahlenen Kaffee für die Filterkaffeemaschine im Büro. Anstelle von Kaffeebohnen wurden jedoch Gerste, Roggen, Zichorienwurzeln aber auch Kartoffeln, Spargel und Möhren verwendet. Eine andere Variante ist der Obstkaffee, z.B. aus Feigen.
Für die Herstellung von Muckefuck bzw. Ersatzkaffee wurden verschiedene regionale Pflanzen verwendet. Je nach gewählter Zutat hatte das Getränk unterschiedlich gesundheitsfördernde Wirkungen. So waren Zichorien besonders bekannt dafür, wohltuend für Magen und Darm zu sein. Nach der Reinigung und Entfernung von unerwünschten Teilen wurden die Pflanzen geröstet und gemahlen – genauso wie Kaffeebohnen. Das entstandene Pulver konnte anschließend heiß aufgegossen werden. Es enthält Röstaromen, aber kein Koffein. So konnte „Muckefuck“ auch abends bedenkenlos genossen werden. Für die meisten Arbeitnehmer wäre es wohl unvorstellbar, die Filterkaffeemaschine im Büro mit Ersatzkaffee zu befüllen.

Wie wurden Ersatzkaffees bekannt?
In der Antike wurden bereits Körner geröstet und zu heißen Aufgussgetränken, ähnlich einem Kaffee aus der Kaffeefiltermaschine, verarbeitet. Auch wenn er bereits viel früher und aufgrund seiner gesundheitlichen Vorteile bekannt war, so begann seine Geschichte in Deutschland mit dem staatlichen Kaffeemonopols Friedrich des Großen.
Nachdem seine Untertanen lieber das exotische Heißgetränk konsumierten anstelle der heimischen Biersuppe, belegte er Kaffee mit einer Luxussteuer. Die breite Masse konnte sich Kaffee nicht mehr leisten und so florierte der Schmuggel mit Rohkaffee. Aber auch die Suche nach bezahlbaren Alternativen begann und die erste Zichorien-Fabrik wurde gegründet. Währenddessen entsandte Friedrich Kaffeeschnüffler, da das Röstmonopol beim Staat lag. Diese folgten dem Duft frisch gerösteten Kaffees und entlarvten so zahlreiche Bürger, die das Monopol umgingen. Erst nach dem Tod Friedrich des Großen wurde das Kaffeemonopol und mit ihm die Kaffeeschnüffler abgeschafft. Am Ende hatte der Schmuggel der Wirtschaft mehr geschadet als durch die Kaffeesteuer eingetrieben wurde.
Weitere Berühmtheit erlangte der Ersatzkaffee durch die Kontinentalsperre Napoleons. Aufgrund dieser Wirtschaftsblockade wurde Bohnenkaffee sowohl teuer als auch rar. Gute und günstige Alternativen waren mit den bereits bekannten Zichorien- und anderen Ersatzkaffees schnell gefunden. Nun schossen die sogenannten Kaffee-Surrogat-Fabriken nur so aus dem Boden.
Sehr beliebt war vor allem der Zichorien-Kaffee, da man diesen mit Bohnenkaffee mischen konnte. Der Kaffee wurde kräftiger und dunkler. So konnte man sich einen großen Anteil an teuren Bohnen sparen. Nach und nach entstanden die unterschiedlichsten Ersatzkaffee-Varianten und Mischungen, die nicht nur als Ersatz sondern auch vor allem als gesünder beworben wurden.
Auch später gab es Phasen, in denen man sich einfach keinen Kaffee leisten konnte und so griff man zu Ersatzkaffee. Heutzutage ist es für uns selbstverständlich nur reines Kaffeepulver in unsere Kaffeefiltermaschine zu Hause oder aber in die Filterkaffeemaschine im Büro zu füllen.

Gibt es Muckefuck und die anderen Ersatz-Kaffees noch heute?
Ja, Ersatz-Kaffees gibt es noch heute. In Bio- und Reformmärkten kann man heutzutage Lupinen-Kaffee, Malzkaffee oder auch Landkaffee kaufen. Eine der bekanntesten Ersatz-Kaffee-Marken ist Caro-Kaffee. Diese Instant-Variante wird einfach mit heißem Wasser aufgegossen und ist für die ganze Familie geeignet.
Eine andere Marke, die es bereits seit Jahrzehnten gibt, ist Linde’s Kornkaffee. Dieser lässt sich ähnlich wie normaler Kaffee, in der Filterkaffeemaschine, auch im Büro, zubereiten. Wer Kaffee nicht verträgt, findet in Ersatzkaffee vielleicht eine gute Alternative.